Die Reise meines Lebens....


*** Wie im Traum.....***

Meeresleuchten, Sternschnuppenregen, Schlafen unterm Sternenhimmel, Sonnenstrahlen an einem einsamen Strand.....
Das alles hört sich tatsächlich wie Urlaub in, in einem wunderbaren Land mit freundlichen Menschen und allem, was man mit relaxen und ausspannen verbindet. Das Land, in dem ich träumen durfte war Italien - besser gesagt, die zweitgrößte Mittelmeerinsel Sardinien. Die verschiedenen Leute, die ich kennenlernen durfte, waren Gäste und genossen diesen Luxus auf einem Schiff. Der "Friendship", Luxuskatamaran mit eigenem Skipper und Bordfrau. Letzteres war ich. Kein Urlaubserlebnis, sondern mein Arbeitsalltag in diesem Sommer.
Neben kochen, putzen und waschen war ich auch die Herrin über den Anker, verantwortlich für unser Beiboot und auch die Fender waren unter meiner Fittiche.
Doch das Wichtigste war natürlich die Gästebetreuung: Rückeneincremen zum Schutz vor Sonnenbrand, Einweisung in die richtige Handhabung der Toilettenspülung an Bord und das Mixen eines Anlegetrunks gehörten schnell zum Arbeitsalltag und wurden stets mit einem Lächeln von mir verrichtet.
Ja, so ein Leben an Bord ist doch etwas ganz anderes....Die Post wird mit der Flasche verschickt, wenn es besonders schnell mit der Auffindung eines Traumprinzen gehen soll, wirft man auch noch ein paar verblühte Bougonvilla hinterher, das soll Glück bringen. Lebensmittel werden mit dem Beiboot ans Schiff gebracht und mit vereinten Kräften und unter Miteinbeziehung der Gäste in allen Ritzen und Ecken segelsicher verstaut. Da kommt es schon mal vor, dass man den guten Rotwein unter den Handtüchern oder die Äpfel eine Woche später zwischen den Klopapierrollen wiederfindet. Arbeitskleidung besteht aus Bikini oder Badehose, ab und zu darf es auch mal ein Kleidchen sein.
Nach dem Aufstehen schwimmt man erst einmal eine Runde in türkisblauem Wasser vor einer menschenleeren Bucht. Geduscht wird anschließend im Freien, auch die Beinrasur gestaltet sich hier wesentlich komfortabler als in der engen Duschkabine. So erfrischt startet man dann mit Qui Gong oder Pilates in den kommenden Tag.
Langeweile kommt an Deck nie auf. Zur Unterhaltung drängt man sich zwischen eine Regatta, beobachtet Luxusboote, die stets vorüberziehen und wenn man Glück hat, macht man Bekanntschaft mit einem Schwarm Delphine, die uns ein Stück unseres Weges begleiten. Auch das Ausspionieren der vielen Schönen und Reichen an der Costa Smeralda hat uns stundenlang beschäftigt. Mit dem Fernglas bewaffnet entging und kein Detail und vor allem war ich froh um meine Stellung, als ich die Bediensteten bei ihren täglichen Verrichtungen sah. Betten im Garten, umweht von weißen Vorhängen, ausgestatten mit weichen Kissen, ein Pool hier, ein Jetski da, all das muss gepflegt und erhalten werden.
Im Cala di Volpe leisteten auch wir uns einen Cappuccino, und fühlten uns ein bisschen zugehörig in dieser Welt . Das teuerste Zimmer kostet hier 27.000 Euro - wohlbemerkt pro Nacht. Der Kellner konnte uns leider nicht beantworten, was Boris Becker hier bei seiner Verlobungsfeier hinblättern musste, als er den Pool ausleeren und die Feier in (!) den Pool verlegen lies, aber ich hatte eine geringe Vorstellung davon, nachdem ich die 8 Euro, die hier für einen Cafè veranschlagt werden, auf 10 Euro aufgerundet habe. Man will sich ja nichts nachsagen lassen.
Doch obwohl alles so anders ist, rechnet man doch etwas mit dem ein oder anderen auf so einem Schiff. Natürlich habe ich mir vorher die Bilder angesehen und mich etwas informiert und so konnte ich mich schnell in diesen neuen, aufregenden "Alltag" einfinden. Doch, wie ist das mit einem Date? Da gibt es ja schon im realen Leben keine Gebrauchsanweisung....
Da arbeitet ein französisch-italienischer Skipper auf einem anderen Schiff....Durch Zufall lernt man sich kennen, unterhält sich, wird eingeladen. Natürlich sind das die Träume eines jeden Mädchens. Du lernst jemanden kennen und er entführt dich in ein anderes Leben: Zum Dinner wird man per Boot abgeholt, es wird selbstgefangener Tonno mit, am Hafen gepflücktem Rosmarin, serviert. Bei Sonnenaufgang (was zwischen diesen beiden Ereignissen lag, lassen wir jetzt einmal unausgesprochen) geht es zurück auf die "Friendship", unbemerkt von den Gästen, nur ein Lächeln bleibt zurück und kann einiges verraten.
Die nächsten Wochen vergehen mit Träumen und Sehnsucht. Jeden Tag wird darum gebangt und gehofft, den anderen wieder zu sehen. Doch unsere Gäste wollen nach Porto Cervo, seine nach Portisco. Wir fahren in den Hafen von Bonifacio, er liegt gerade in einer Bucht am Tavolara. Kontakt hält man über Funk, da bringt leider auch die Flaschenpost nichts mehr.
Ein Leben einmal anders. Voller Aufregungen, Abenteuern und weg von den Gewohnheiten. Davon träumen viele und ich durfte diesen Traum für vier Monate wahrmachen und all dies erleben. Doch.....was nützen einem all die wunderbaren Eindrücke, all diese Erfahrungen, wenn man diese Dinge alleine erlebt? Das Meeresleuchten ist nur halb so hell, das Glitzern der Sterne verliert an seinem Zauber und das Einschlafen allein unter freiem Himmel ist ganz schön kalt.
Was bleibt ist die Sehnsucht, die Suche nach dem Sinn des Lebens ist noch nicht abgeschlossen und so stürzt man sich in immer neue Abenteuer, erlebt neue Geschichten, stets darauf bedacht, seinen inneren Frieden zu finden.


Über 5 Jahre sind seit diesem Sommer vergangen! Gerade habe ich mir diese Zeilen, die ich damals so voller Leidenschaft geschrieben habe, noch einmal durchgelesen...und für ganz kurze Zeit durfte ich mich wieder in diese Tage zurückversetzt fühlen. Aber nicht nur die Erinnerungen an dieses Kennenlernen kommen mir in den Sinn...es ist viel passiert in diesen Jahren. Wer hätte das gedacht, als mir meine - damalige - beste Freundin beim Abschied nach Sardinien ein kleines Fremdwörterbüchlein in die Hand drückt mit den Worten: "Wer weiss, vielleicht lernst du ja deinen italienischen Traumprinzen auf Sardinien kennen!". "Klar, und dann heiraten wir am Strand und haben viele italienische Kinder" gebe ich verschmitzt zurück und verabschiede mich für die kommenden 4 Monate von ihr. Über ihre Äusserung kann ich nur lachen - für mich war ganz klar, dass ich nach meiner kleinen "Auszeit" im September im Kindergarten zu arbeiten beginnen werde, ausserdem hatte ich mich für meine Zweitausbildung als Hauswirtschafterin eingeschrieben und den Schulplatz bekommen und irgendwann wird es ja auch schliesslich Zeit, dass man nach der Weltenbummlerei wieder mit den Füssen auf der Erde steht, oder? Und was will ich schon mit einem Italiener?

Und dennoch kam alles anders...nach diesem Sommer ging es nach Sankt Moritz, in die Karibik und letztes Jahr sogar nach Griechenland und in die Türkei. Gearbeitet habe ich sowohl als Flyerverteilerin für ein Restaurant, als Hostess und Köchin auf diversen Schiffen und als italienisch-deutsch Übersetzerin oder Charter-Base-Managerin auf einer kleinen karibischen Insel. Angekommen bin ich jedoch noch nicht, der Weg ist noch lange und wer weiss, wo es als nächstes hingeht?! Aber an meinen vergangenen Erlebnisse lasse ich Euch gerne teilhaben und erzähle euch so nach und nach diese ganz eigenwillige Geschichte: Das Märchen zwischen einem italienischen Skipper, der seine Freiheit liebt und am liebsten jeden Tag an einem anderen Ort aufwachen würde, der ohne das Meer nicht atmen und ohne seine Schiffe nicht leben kann und dem heimatverwurzelten Bauernmädchen, das eigentlich nur ein kleines Abendteuer in ihren Lebensalltag bringen wollte und von den Geschichten, die das Leben schreibt, überrumpelt wurde.


".....weil Träume eben doch manchmal in Erfüllung gehen - man muss nur fest daran glauben!"


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Beginn eines neuen Kapitels – „Elevation“


Und da sind wir nun. Ich kann es oder vielleicht will es einfach noch nicht glauben. Stimmt, es ist doch bloß fuer sechs Wochen. Richtig, eine gute Erfahrung. Oh ja, wir fahren nach Frankreich und sehen neue Orte. Das und viele andere Dinge höre ich von Maurice und dass doch alles nicht so schlimm sei und die Zeit bald vorübergeht und wir doch froh sein müssen…. Ich sag ja gar nichts. Er hat ja recht. Aber…ich hab einfach solche Angst, bin schrecklich unsicher – wie immer, wenn ich einfach nicht weiß, was mich erwartet, was wohl auf mich zukommen wird. Und dann dieses „Schiff“. So groß, ich kenn mich überhaupt nicht aus und war auch noch nie auf so einem „Luxusdampfer“. Aber das ist noch das kleinere Übel, viel mehr düstere Gedanken bereiten mir die Gäste: wie werden „Sie“ wohl sein, welchen Service werden „Sie“ von uns erwarten, wie werden „Sie“ uns behandeln, mit uns umgehen, mit uns sprechen. Viele Sorgen, wie immer zerbreche ich mir den Kopf über diese Dinge. Maurice kann das nicht verstehen, oder vielleicht will er einfach nicht darüber nachdenken. Er hat den Kopf voll anderer Sorgen. Die Segelschule ist noch gar nicht richtig abgeschlossen, die Schiffe sind teilweise noch am Strand oder auf einem Stück Grund, wo sie nicht bleiben können. Und eigentlich muss er sich aber nun wirklich auf diese „Fähr“e konzentrieren. Schließlich hat auch er noch nie ein solches Schiff gefahren, hat den Motorenraum einmal gesehen und trägt nun die Verantwortung für das Schiff und natürlich auch für uns. Oft bin ich mir gar nicht klar darüber, welch große Belastungen er damit auf sich nimmt. Welche Gedankengänge muss er haben?

Und dann komm ich daher und jammere, weil ich Angst vor zu viel Arbeit habe. Auf jeden Fall ist heute der große Moment gekommen. Nach einem sehr anstrengenden Tag, in welchem ich die Abreise vorbereitet, Wäsche gewaschen, Koffer gepackt,  Kühlschrank ausgeräumt und den Vertrag überprüft habe, hat Maurice unseren Traum von der eigenen Segelschule abgeschlossen. Um fünf Uhr nachmittags kommt er mit einem vollbeladenen Auto und komplett verschwitzt nach Hause. Ich bin abfahrbereit, da wir um diese Uhrzeit schon an Bord sein wollten. Das Auto wird ausgeladen, Segel, Ruder, Rettungswesten und Wind surf in die Wohnung gebracht und nun stehe ich hier am Steg von Phi Beach, der Koffer und Maurice neben mir. Eigentlich sind wir jetzt schon mehr als müde, fertig und ausgelaugt. Jake, der ältere Sohn von unseren Schiffseigentümern, kommt mit dem Dinghy angesaust, um uns abzuholen. Wir klettern aufs Schiff, bringen unsere Habseligkeiten in die Kabine, Maurice schmeißt sich in seine Crewuniform und beginnt mit den Checks. Eine Stunde später starten die Motoren und wir starten nach Frankreich.
Ich steige die Stufen zur „Fly“ hoch – diese werde ich noch oft, sehr oft in diesen Tagen laufen, und setze mich neben Maurice. Ich bin unglaublich stolz auf ihn. Wie schafft er das nur? Während er das komplette Schiff überprüft, die Motoren kontrolliert und die Elektronik eingestellt hat, habe ich gerade mal unseren Kofferinhalt in die winzigen Staufächer gestopft und die Betten bezogen. Lange 20 h Überfahrt stehen uns bevor, doch es ist ruhige See, das Wetter ist herrlich und wir haben beste Konditionen. Jake und sein Bruder Jordan gesellen sich zu uns, beäugen uns neugierig und verziehen sich dann wieder um Fußball


zu sehen. Sie werden Maurice und mich in 3 Stunden ablösen und das Meer im Auge behalten.
Ich bin eingenickt! Unterm Sternenhimmel, warm in drei Decken gekuschelt und mit Maurice am Steuer schläft es sich am besten und ich kann mich voller Vertrauen in ihn ausruhen. Das tut so gut. Nach weiteren drei Stunden bringe ich Frühstück zu Maurice und wir sehen bereits Land! Es wird nicht mehr lange dauern und wir laufen in den Hafen nach Nizza ein. Ich bin froh und dankbar dafür, dass alles so gut gegangen und wir den Transfer endlich überstanden haben. Dennoch bedaure ich, dass wir schon angekommen sind. Jetzt wartet eine anstrengende, kräfteraubende und sehr intensive Zeit auf uns…



Wie gut kann ich mich noch an diese Zeit erinnern! 1,5 Jahre ist es nun schon her, seitdem wir zum ersten Mal Fuss auf die „Elevation“ gesetzt hatten. Viel haben wir seither erlebt und gerade in den Wintermonaten kann ich das Erlebte reflektieren und verarbeiten. Es gibt so viel zu berichten und zu erzählen….Und je mehr ich an diese Zeit zurückdenke, umso unglaublicher erscheinen mir diese Ereignisse…das Leben ist schon manchmal seltsam….!





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